Wechseljahre
Ab den Wechseljahren sinken die Hormone, mit der Folge, dass die Schleimhaut dünner und trockener wird, was zu Beschwerden wie Juckreiz oder Brennen führen kann. Die Auswirkungen des niedrigen Hormonstatus sind vielfältig. Wir verraten hier die vier häufigsten Auswirkungen:
1. Vaginale Trockenheit („vulvovaginale Atrophie“)
Dieser Zustand wird als „vulvovaginale Atrophie“ bezeichnet und betrifft sowohl die Vulva als auch die Vagina – also die Scheide innen wie außen. Im Gegensatz zu anderen typischen Wechseljahresbeschwerden nimmt dieses Symptom im Laufe der Zeit zu. Früher oder später sind die meisten Frauen mit zunehmendem Alter von Scheidentrockenheit betroffen, wobei die daraus resultierenden Beschwerden von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein können. Dies kann zu Beschwerden wie Juckreiz, Brennen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen. Vaginale Trockenheit kann auch das Risiko für vaginale Infektionen erhöhen, da eine trockene Vagina anfälliger für Reizungen und Risse ist, über die Bakterien und Pilze eindringen können. Feuchtigkeitsspendende Intimpflegeprodukte können helfen, die Haut geschmeidig zu halten und Beschwerden vorzubeugen. Regelmäßige Arztbesuche zur Früherkennung von Erkrankungen und zur Beratung über geeignete Pflegemaßnahmen sind auch für reife Frauen wichtig, um die Intimgesundheit zu erhalten. Es ist ratsam, sich selbst gut zu informieren und auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu achten, um ein gesundes und erfülltes Leben zu führen.
2. Vaginales Mikrobiom
Jede Frau beherbergt ihr eigenes kleines Ökosystem innerhalb ihrer Vagina. Hier leben eine große Anzahl von Viren und Bakterien harmonisch zusammen. Die Keimarten befinden sich in einem Gleichgewicht, welches durch äußere (Sexualverhalten, Hygienepraktiken etc.) und innere Faktoren (Hormone, Ernährung, Stress, Schlafmangel etc.) beeinflusst werden kann. Diese Mikroorganismen sind wichtig, damit die Vagina sich vor schlechten Bakterien und Infektionen schützen kann. Während der Wechseljahre kann sich das hormonelle Gleichgewicht im Körper verändern, was wiederum das vaginale Mikrobiom beeinflussen kann. Diese Veränderungen können zu einer Verschiebung des vaginalen Mikrobioms führen und das Risiko für vaginale Infektionen erhöhen.
Wenn das vaginale Mikrobiom aus dem Gleichgewicht gerät, kann dies zu einer Dysbiose führen. Das bedeutet, dass schädliche Mikroorganismen überhandnehmen können, während die Anzahl der gesunden Mikroorganismen abnimmt. Eine Dysbiose des vaginalen Mikrobioms kann das Risiko für vaginale Infektionen – wie bakterielle Vaginose, Hefepilzinfektionen und Harnwegsinfektionen – erhöhen.
3. Sexuelle Dysfunktion
In den Wechseljahren gibt es im Schlafzimmer eine Art „Neuordnung“. Denn die Menopause kann sexuelle Dysfunktionen wie verminderte Libido, Probleme bei der Erregung, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Schwierigkeiten bei der Erreichung eines Orgasmus verursachen. Verantwortlich hierfür ist die verminderte Östrogenproduktion, die zu vaginaler Trockenheit führen und das sexuelle Verlangen und die sexuelle Befriedigung beeinträchtigen kann. Außerdem können hormonelle Veränderungen auch zu Veränderungen im Blutfluss, der Empfindlichkeit und der Elastizität der Genitalien führen.
Neben den körperlichen Veränderungen spielen auch emotionale Faktoren eine Rolle. Stimmungsschwankungen, Müdigkeit und Stress können das sexuelle Verlangen beeinflussen und das Interesse an Sex verringern.
4. Auswirkungen auf die Harnwege
Es gibt verschiedene Studien, die das Risiko für Harninkontinenz und wiederkehrende Harnwegsinfektionen (HWI) im Zusammenhang mit den Wechseljahren untersucht haben.
Harninkontinenz: Mehrere Studien haben gezeigt, dass postmenopausale Frauen ein erhöhtes Risiko für Harninkontinenz haben im Vergleich zu prämenopausalen Frauen. Der Rückgang des Östrogenspiegels während der Wechseljahre kann zu Veränderungen im Beckenboden und der Harnröhre führen, was die Wahrscheinlichkeit von Harninkontinenz erhöht.
Wiederkehrende Harnwegsinfektionen: Postmenopausale Frauen haben ein höheres Risiko für wiederkehrende Harnwegsinfektionen. Der sinkende Östrogenspiegel kann die Vaginalflora verändern. Dadurch können sich schädliche Bakterien leichter ausbreiten und Harnwegsinfektionen verursachen.
Exkurs
Auch der pH-Wert der Scheide ändert sich im Laufe des Lebens
Der pH-Wert der Scheide variiert je nach dem Lebensabschnitt der Frau sowie anderen Faktoren wie Hormonspiegel, Gesundheit und persönliche Hygiene. Hier sind typische pH-Bereiche für verschiedene Lebensabschnitte:
Junge Mädchen vor der Menstruation: Der pH-Wert der Scheide bei jungen Mädchen vor der Menstruation liegt normalerweise im Bereich von 7 bis 8. Dieser Bereich kann jedoch variieren.
Frauen vor den Wechseljahren: Vor den Wechseljahren liegt der pH-Wert der Scheide normalerweise zwischen 3,8 und 4,5. Dieser saure pH-Wert hilft, schädliche Bakterien fernzuhalten und schützt vor Infektionen.
Frauen in den Wechseljahren: Während der Wechseljahre kann der pH-Wert der Scheide steigen, was dazu führen kann, dass er neutraler wird oder leicht alkalisch wird (über pH 7). Dies liegt oft an hormonellen Veränderungen während dieser Zeit.
Frauen nach den Wechseljahren: Nach den Wechseljahren, wenn die Östrogenproduktion abnimmt, kann der pH-Wert der Scheide weiter steigen und tendenziell alkalischer werden. Dies kann zu einem pH-Wert von über 7 führen.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Werte Durchschnittswerte sind und von Frau zu Frau variieren können. Auch andere Faktoren wie sexuelle Aktivität, Schwangerschaft, Hormontherapie und bestimmte medizinische Bedingungen können den pH-Wert beeinflussen.
Die Vagina (innere Teil der Vulva) hat im Vergleich zur äußeren Haut und anderen Schleimhäuten einen sauren pH-Wert von 3,8 bis 4,4. Dieser saure ph-WertpH-Wert wird durch Milchsäurebakterien aufrechterhalten. Die Milchsäurebakterien wandeln Glykose aus den Epithelzellen der Vaginalschleimhaut in Milchsäure um.
Für ein gesundes Scheidenmilieu ist die natürliche Feuchtigkeit der Vagina die wichtigste Grundlage. Der hohe Gehalt an Milchsäure und Wasserstoffperoxid im Intimbereich schützt die Schleimhäute, die Gebärmutter und die Harnröhre vor Keimen und Bakterien.
Ist die Scheidenflora zu trocken, kann nicht ausreichend Milchsäure produziert werden und der natürliche Schutz der Vaginalschleimhäute lässt nach. Blasen- und Harnwegsentzündungen, Krankheiten und Pilzinfektionen können leichter entstehen. Dies kann mitunter das körperliche und das seelische Wohlbefinden stark belasten. Daher sind ist die Milchsäure sehr wichtig für eine gesunde Scheidenflora und sollte bei Intimpflegeprodukten unbedingt enthalten sein. Die Intimpflege in den Wechseljahren zielt darauf ab, die noch erhaltene Scheidenflora zu schützen. Durch gründliches Waschen werden Bakterien und Keime im Intimbereich entfernt. Zu häufiges oder zu aggressives Waschen greift die bestehende Scheidenflora an. Während der Wechseljahre müssen Sie sich nicht häufiger waschen als zuvor.
Wie oft muss die Vulva gereinigt werden?
Ganz wichtig: Die Vagina (Scheide), also der innenliegende Teil des weiblichen Geschlechtsorgans, sollte nie mit Wasser ausgespült werden oder mit Waschlotionen in Berührung kommen. Duschgel wirkt fettlösend und würde das Scheidenmilieu in der Vagina zerstören.
Zum normalen täglichen Reinigungsprogramm gehört nur die Reinigung der äußeren Geschlechtsorgane, also der Vulva. Dazu können Sie einen Waschlappen oder warmes Duschwasser ohne Waschlotion benutzen. Wenn Sie einen Waschlappen oder einen Schwamm verwenden, sollte dieser täglich gewechselt und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Verwenden Sie den Waschlappen nicht für andere Körperzonen wie die Achseln oder den Po, um die Ausbreitung von Keimen zu vermeiden.
Welche Fehler machen Frauen bei der Intimpflege in den Wechseljahren häufig?
• Zu häufiges oder zu langes Waschen stört die Scheidenflora.
• Nach dem Duschen sollte die Vulva nicht völlig trockengerieben werden. Föhnen Sie sich eventuell trocken.
• Das Eincremen von Schleimhäuten ist ohne ärztliche Absprache nicht nötig und sollte nie mit herkömmlichen Hautcremes geschehen.
• Seifen, Waschlotionen oder alkoholhaltige Desinfektionsmittel sind absolut tabu.
• Spülen Sie Ihre Scheide nach dem Nutzen von Gleitgel und nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht mit fließendem Wasser aus. Damit stören Sie die natürliche Selbstreinigung.
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